Alles hat einen Anfang – und mein Anfang als Fotografin ist gewissermaßen dieses Bild.
Diese Aufnahme der stillen Frau, gemacht auf dem Stadtgottesacker in Halle, ist das erste wirklich sehenswerte Foto auf meinem Weg zur professionellen Fotografin.
Mit dieser Fotoaufnahme hat alles angefangen – und mit dem Fotografie-Kurs, den ich im Rahmen meines Studiums der Medien- und Kommunikationswissenschaften absolviert habe.
Meine Kommilitonen und ich erhielten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem MZ-Fotografen Andreas Stedtler die Fotografie in der Theorie und Praxis näher kennenzulernen.
Eine gemeinsame Exkursion führte uns zum historischen Stadtgottesacker. Damals besaß ich noch keine Spiegelreflex-Kamera, sondern eine einfache Digitalkamera für die Hosentasche. Die stille Frau (ich weiß nicht, ob diese Statue wirklich so heißt, doch der Name passt so gut) hat mich als Motiv sofort fasziniert. Durch die Witterung hat die Skulptur im Laufe der Zeit eine grüne Färbung angenommen. Der Farbkontrast zwischen diesem Grün und dem Orange der Blätter an den Bäumen im Hintergrund hat es mir damals angetan. Ich habe verschiedene Aufnahmen aus unterschiedlichen Positionen gemacht. Irgendwann hatte ich dann das für mich perfekte Bild "im Kasten", wie man in Fachkreisen so schön sagt: Eine einfache, doch ausdrucksstarke Aufnahme, wie ich finde. Der Fokus der Fotografie liegt klar auf dem Gesichtsausdruck der stillen Frau. Indem ich ihren Kopf nicht vollständig auf dem Foto abgebildet, sondern angeschnitten habe, habe ich Nähe geschaffen, Intimität. Diese Nähe schafft Emotionen beim Anschauen der Aufnahme. Was empfinde ich als Fotografin, wenn ich mir das Bild ansehe? Trauer. Ruhe. Ich frage mich, was ihr widerfahren ist.
Dass eine Fotoaufnahme so etwas bewirken kann, hat mich total begeistert. Ich habe zwar schon immer viel fotografiert, doch das war eher das bloße Betätigen des Auslösers. Ich wollte mehr! Nach dem Workshop habe ich begonnen, mich intensiv mit dem Wesen der Fotografie in der Theorie und Praxis auseinanderzusetzen – und tue das heute noch, nach so vielen Jahren.
Ich habe mein Herz an die Fotografie verloren, so einfach ist das!
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